Mitten in der Manege – es riecht nach Stroh und Tieren – steht er im Lichtkegel. Kinder lachen. Mit gespielter Ratlosigkeit zeigt er auf seinen viel zu großen, bunten Mantel. Beim Zuknöpfen ist ein Knopf übriggeblieben. Sie rufen: „Der erste Knopf ist falsch!“ Er schaut an sich runter und bemerkt das erste freie Knopfloch. „Natürlich!“, mit großer Geste schlägt er sich vor die Stirn und kombiniert. Oben ein Knopf, unten ein Knopfloch: „Die beiden krieg ich schon zusammen.“ Jetzt wird es wild. Er biegt sich, fuchtelt und fällt fast hin. Eines der Kinder ruft ihm zu: „Du musst von vorn anfangen!“ „So´n Quatsch“, erwidert er, bis er endlich begreift: Der Anfang war falsch. „Na klar!“ Dann – umständlich, mühsam, aber mit wachsender Begeisterung – knöpft er ein Knopfloch nach dem anderen neu.
Jedem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber inne, sondern auch eine Entscheidung. Bis du begreifst, wo genau der Fehler lag, kann es dauern. Selbstkorrekturen sind mühsam und kommen manchmal spät. In der evangelischen Kirche sind sie überfällig. Um der Menschen willen, denen Leid und Unrecht in ihr angetan wurden. Offensichtlich braucht meine Kirche die Zurufe, das Kopfschütteln und die Peinlichkeit, damit das Nötige jetzt geschieht. Damit sie lernt, was sie predigt: Von vorn beginnen ist möglich und Nächstenliebe das höchste Gebot dessen, der ein Anwalt der Bedrängten ist.