Religion: Fünf
Wieso kann ich in der Schule in Religion eine Fünf bekommen? fragte mich vor den Sommerferien eine Konfirmandin.
Ja, das ist wirklich eine kniffelige Frage! Als ehemalige Schulpfarrerin musste ich selber jahrelang Noten im Religionsunterricht geben und habe mich damit nicht immer leicht getan.
Und nun ist wieder Schulanfang und tausende Kinder geben sich Mühe im Unterricht, lernen für gute Noten – auch in Religion - und sind am Ende nicht immer glücklich mit dem Ergebnis.
Kann es eine Fünf in Religion geben? Ist es überhaupt möglich und nötig und sinnvoll, in einem Fach wie Religion eine Note zu geben? Immerhin geht es beim Glauben doch um sehr persönliche Themen und private Gespräche: Wie stelle ich mir Gott vor? Betest du? Was passiert mit meiner toten Großmutter?
Und darauf soll ich dann als Lehrerin eine Note geben? Wo es doch eine Grundüberzeugung meines Glaubens ist, dass mein Wert nicht an meiner Leistung hängt. Dass Gott nicht nach Zeugnissen oder Wohlverhalten urteilt sondern ich immer wieder eine neue Chance bekomme, wenn mal was schiefgelaufen ist. Dass Gott mich lieb hat, einfach so.
Wie soll ein Kind lernen und verstehen, dass Gott Noten egal sind, wenn es auf genau diesen Lerninhalt dann eine Note bekommt, sei es eine gute oder eben auch eine schlechte? Eine Fünf für ein nicht gelerntes „Gott sind Noten egal“? Das ist nicht besonders logisch, oder?
Und trotzdem gibt es natürlich in der Schule Noten. Auch in Religion. Wenn ich nie da bin und immer nur schwänze, sogar auch mal eine Fünf. Und es gibt vor allem gute Noten: Für interessante Ideen. Für interessierte Fragen. Dafür den anderen auch zuzuhören, wenn sie über ihren Glauben reden …
Liebe Konfirmandin, ich wünsche dir einen interessanten Religionsunterricht mit einer guten Note auf dem nächsten Zeugnis. Und vor allem wünsche ich dir diesen Lernerfolg: Bei Gott kannst du auch mit einer Fünf in Religion nicht sitzen bleiben. Im Gegenteil, das wäre eine gute Chance, weiterzumachen und es noch mal zu versuchen.