Die Kirchengemeinde St. Pauli-Matthäus ist jetzt fest in weiblicher Hand. Nachdem Gabriele Geyer-Knüppel dort vor mehr als einem Jahr eine Pfarrstelle übernommen hat, ist seit Anfang April eine weitere Pfarrerin tätig: Kathleen Müller. „Wir sind ein Team“, betont die 30-Jährige, die auch geschäftsführende Pfarrerin ist. Sie gestaltet die Konfirmanden- und Jugendarbeit und hält regelmäßig Gottesdienste. Gabriele Geyer-Knüppel setzt in ihrer Arbeit einen Schwerpunkt bei Kindern und jungen Familien. Dazu gehören die religionspädagogische Begleitung der Kita Böcklinstraße und die Vernetzung mit der Grundschule Heinrichstraße.
Für Kathleen Müller ist St. Pauli-Matthäus die erste Pfarrstelle nach einem Sondervikariat in Wien bei der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa, kurz GEKE. Die Organisation mit ihren 95 Mitgliedskirchen, etwa den Methodisten und den Waldensern, versteht sich als Sprachrohr, als Stimme der evangelischen Kirchen in Europa. Ziel ist, die Gemeinschaft der Kirchen zu fördern.
Bei der GEKE hat die 30-Jährige die Veröffentlichung von Publikationen begleitet, Tagungen organisiert, an Arbeitsgruppen teilgenommen. Daraus resultieren ihre Schwerpunkte feministische, inklusive und gendergerechte Theologie. Und sie hat einen Blick bekommen für die Probleme kleiner evangelischer Kirchen und für das Selbstverständnis von Christinnen und Christen, die in einem Umfeld leben, in dem die meisten keinen Bezug mehr zu Kirche und Religion haben.
Für Kathleen Müller sind diese Erfahrungen nicht neu. Sie ist in der Altmark in Sachsen-Anhalt aufgewachsen, in einer Gegend, in der Christen zur Minderheit gehören. „Ich bin es gewohnt, dass nur drei Menschen in den Gottesdienst kommen“, erinnert sie sich. In ihrem Heimatdorf hat sie die Christenlehre besucht und nach dem Abitur Theologie in Leipzig, Halle, Jena und Wien studiert. 2019 folgte ein Gemeindevikariat in Riddagshausen und Gliesmarode.
Jetzt also St. Pauli-Matthäus. „Ich freue mich, dass es hier eine total lebendige und sehr junge Gemeinde gibt mit vielen Trauungen und Taufen“, sagt Kathleen Müller. „Und ich freue mich, dass es hier Menschen gibt, die sich für die Kirche begeistern.“ Damit das so bleibt, will sie auch unkonventionelle Wege gehen. Etwa mit der „Ansprech-Bar“, einer selbst gezimmerten Bar aus Paletten, die bereits probeweise auf dem Wochenmarkt in der Herzogin-Elisabeth-Straße stand. „Damit wollen wir zeigen, dass wir als Kirche für alle ansprechbar sind und dass es jemanden gibt, der zuhört“, sagt die Pfarrerin.
Neu in diesem Sommer ist auch „Move and Groove“, ein sommerliches Musikangebot vor der Matthäuskirche. Auch mehr anlassbezogene Gottesdienste sind geplant. Kathleen Müller: „Es ist wichtig, sich dafür einzusetzen, dass der Wert der Kirche für die Gesellschaft stärker sichtbar wird.“
Kurz notiert:
Das sommerliche Musikangebot „Move and Groove“ findet wieder am Sonntag, 24. September, um 17 Uhr vor der Matthäuskirche, Herzogin-Elisabeth-Straße, statt. Es spielen die Catchy Tunes, ein Sing- und Songwriter-Duo mit Tanja Linke und Daniel Ziese. Die beiden präsentieren eigene Texte und Kompositionen. Bei Regen wird in der Matthäuskirche gefeiert.