Warten. Advent ist die Zeit des Wartens. Dabei haben einige das Warten verlernt, lieber alles gleich haben, nur nichts verpassen. Andere warten ihr Leben lang, verschieben ihr Leben auf morgen, auf später. Und wieder andere erwarten gar nichts mehr, zu oft sind sie enttäuscht worden.
Christen warten im Advent auf das Kommen Gottes. So wie die Menschen vor über 2000 Jahren auf Gott gewartet haben. Ihre Not damals war ebenso groß wie ihre Sehnsucht. Sie haben einen mächtigen König erhofft. Einer, der die Mächtigen vom Thron stürzt und endlich Schluss macht mit aller Ungerechtigkeit. Gekommen ist ein kleines, schwaches Kind. Ganz anders als erwartet und erhofft.
Vielleicht ist dies eine gute Weihnachtsvorbereitung, dass ich mich frei mache von meinen eigenen Erwartungen. Dieser Erwartung einer Weihnachtsidylle, dass alles gut ist, mein Leben aufgeräumt ist, alle persönlichen und alle weltweiten Konflikte gelöst sind.
Denn so ist es nicht. Gott kommt in unsere Welt, in der längst nicht alles gut ist. Gott kommt in unsere Welt, die mit der Zusage, der Sehnsucht, der Hoffnung lebt, dass Gott selbst alles gut machen wird. Dass diese Welt eine andere sein soll und Ungerechtigkeit, Gewalt und Tod nicht das letzte Wort haben sollen.
Also mache ich meine Augen, meine Ohren und mein Herz auf, um zu entdecken, wie Gott zu uns kommt. Wo ich Gottes Spuren entdecken kann. Dort, wo jemand Zeit und ein Lächeln verschenkt.
Dort, wo einer sich nicht damit abfindet, dass Menschen keinen sicheren Ort haben, an dem sie sich zum Schlafen legen können. Dort, wo eine bei einem Menschen bleibt, der in Einsamkeit oder Angst gefangen ist. Dort, wo eine böse Geschichte anders weitergeht, als man es hat kommen sehen. Dort, wo jemand der Verführung zur Güte erliegt, wo sich ein Neuanfang aus dem Nichts zuträgt. Dort, wo gegen alle schlechte Erfahrungen eine verwunderliche Entschlossenheit aufsteht, eine andere Gegenwart zu wollen. So kommt Gott zu uns. Ich kann es kaum erwarten.