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07.05.2022 Kategorie: Propstei

Würdevolle Bestattung

Jeden Menschen mit Respekt und Würde verabschieden

Die Begleitgruppe Bestattungen der Hospizarbeit sucht weitere Mitstreiter und Mitstreiterinnen

Eine würdevolle Bestattung – das wollen die Mitglieder der „Begleitgruppe Bestattungen ohne Zugehörige“ auch denjenigen ermöglichen, die einsam gelebt und gestorben sind. „Wir leben alle unter der gleichen Sonne, uns verbindet das Mensch sein“, sagt Anke Geißler, „daher sollte auch der letzte Weg in Würde vonstatten gehen.“ Anke Geißler gehört als Ehrenamtliche zu der Begleitgruppe Bestattungen, einem Angebot der Hospizarbeit Braunschweig. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern nimmt sie immer dann an Beisetzungen auf dem evangelischen Hauptfriedhof und dem Stadtfriedhof teil, wenn voraussichtlich weder Angehörige noch Nachbarn, Freunde oder Arbeitskollegen dabei sein werden. Ziel der Gruppe ist eine menschenwürdige Bestattung jeder einzelnen Urne, damit sich möglichst kein Mensch unbegleitet aus der Stadt verabschiedet. Doch der Kreis der Ehrenamtlichen wird immer kleiner und die Begleitgruppe mit ihren zehn Mitgliedern braucht dringend Unterstützung.

Seit mehr als zehn Jahren gehört Johann-Heinrich von Cappeln schon dazu. Nachdem er den ersten Gedenkgottesdienst für Unbedachte in der St. Petrikirche erlebt hatte, stand sein Entschluss fest: „So kann es nicht weitergehen.“ Er hat sich der Begleitgruppe angeschlossen, hat mittlerweile eine kleine Textsammlung für die Bestattungen einsamer Menschen zusammengestellt, legt bei den Beisetzungen eine Blume auf die Urne, bittet für den Verstorbenen um Vergebung und Verzeihung, spricht manchmal das Vaterunser. „Trauerrednern wollen wir allerdings keine Konkurrenz machen“, sagt von Cappeln. Den beiden Ehrenamtlichen ist es wichtig, dass sie den Verstorbenen ohne Vorurteile begegnen. „Es ist eine wunderbare Übung nicht über den Verstorbenen zu urteilen und etwa zu fragen, wo sind denn eigentlich die Angehörigen?“, sagt Anke Geißler. Bei den Beisetzungen wissen die Ehrenamtlichen nur den Namen der Betreffenden, Geburts- und Sterbedatum. Schätzungsweise versterben in Braunschweig rund 120 bis 130 Menschen, zu deren Beisetzung nur die Mitglieder der Begleitgruppe kommen.

Petra Scholz-Marxen, Geschäftsführerin der Braunschweiger Hospizarbeit, ist es wichtig, dass diese Menschen mit einem liebevollen Blick verabschiedet werden, zugewandt, mit Respekt und Würde. „Wir sind alle soziale Wesen, an deren Ende zumindest einer dabei sein sollte“, sagt sie. Ihrer Einschätzung kann die Auseinandersetzung mit Tod, Sterben und Trauer auch die Haltung der Ehrenamtlichen dem Leben gegenüber verändern. „Das Thema macht was mit einem“, hat Petra Scholz-Marxen festgestellt. „Der Einzelne hat mehr Respekt dem Leben gegenüber.“ Und Johann-Heinrich von Cappeln ergänzt: „Das Leben ist dadurch wertvoller geworden.“

Infokasten

Wer sich in der „Begleitgruppe Bestattungen ohne Zugehörige“ engagieren will, kann sich unter info@hospizarbeit-braunschweig.de oder unter Telefon 0531-16477 melden.

Um die Endlichkeit und das Leben geht es in der Wanderstellung „Dialog mit dem Ende“, die vom 3. bis zum 30. Juni in St. Andreas zu sehen ist. Die interaktive Ausstellung wurde von der Hamburger Körber-Stiftung initiiert, Ehrenamtliche der Hospizarbeit Braunschweig führen interessierte Besucher.  

Anke Geißler, Petra Scholz-Marxen und Johann-Heinrich von Cappeln (von links) setzen sich für würdevolle Beisetzungen ein. Foto: Rosemarie Garbe