Niemand sollte ohne eine würdevolle Bestattung gehen, ohne ein stilles Gedenken, einen Psalm oder eine Blume. Die Mitglieder der „Begleitgruppe Bestattungen ohne Zugehörige“ des Hospizvereins wollen auch denjenigen einen würdevollen Abschied ermöglichen, die einsam gelebt und einsam gestorben sind und zu deren Beisetzung niemand kommt. Keine Verwandten, keine Freunde, keine Nachbarn oder Kollegen. Das waren im vergangenen Jahr allein in Braunschweig rund 150 Frauen und Männer, schätzt Elisabeth Reiß, darunter viele Jüngere. Bei einem ökumenischen Gottesdienst mit Propst Lars Dedekind und Pastoralreferent Mathias Welle am Sonntag, 12. November, in der St. Petri-Kirche verlesen sie und ihre Mitstreiter aus der Begleitgruppe die Namen all’ dieser Verstorbenen.
Für jeden entzünden sie eine Kerze, stellvertretend stellen sie einige der verstorbenen Männer und Frauen in anonymisierter Form näher vor. So werden die Schicksale greifbarer. „Das Augenmerk wird auf den Wert eines jeden Lebens gelenkt“, sagt Propst Dedekind. „Gerade in unseren herausfordernden Zeiten mit vielen Krisen kann dieser Gottesdienst einen Impuls setzen für Menschlichkeit, Zugewandtheit und die Würde eines jeden Menschen.“
Seit 15 Jahren begleiten Mitglieder der Gruppe Verstorbene auf ihrem letzten Weg. Sie kommen mit auf den Friedhof, geben ein letztes Geleit, nennen noch einmal den Namen. „Wir haben uns gefragt, was aus den Menschen wird, die wir bis in den Tod begleitet haben“, erinnert sich eine Frau an die Anfänge der Begleitgruppe. „Uns war es wichtig, dass auch bei der Beisetzung dieser Menschen gedacht wird.“ Damals wurde in Braunschweig erstmals ein Gottesdienst für Unbedachte gefeiert. Elisabeth Reiß hat diesen noch gut im Gedächtnis: „In der Kirche herrschte eine atemlos Stille, als die vielen Namen verlesen wurde. Die Leute waren erschrocken und sehr bewegt, keiner wusste, dass es so was in diesem Ausmaß gibt.“
Heute organisiert sie die Begleitgruppe mit ihren rund 15 Mitgliedern und sorgt dafür, dass stets Vertreter der Gruppe zu den Bestattungen gehen. Einer davon ist Peter Waldmann. Er hat eine kleine Sammlung von Texten, die er je nach Alter und Geschlecht verliest. Auch Irene Fitzke gehört zu der kleinen Gruppe. Für sie ist es eine „Herzensangelegenheit“, dass die unbedacht Verstorbenen würdevoll bestattet werden. „Ich begleite sie so, als wären es meine Angehörige“, erzählt sie. „Ich verabschiede mich mit dem Namen und einem guten Wort.“ Auch das Vaterunser gehört für sie dazu.
Doch angesichts vieler Verstorbener ohne Angehörige, Freunde oder Bekannte, freut sich die Begleitgruppe über jeden, der mitmacht. „Wir suchen Menschen, die einfach bei einer Bestattung dabei sind“, sagt Elisabeth Reiß. „Die Anteilnahme ist wichtig.“
Eckdaten:
Der Ökumenische Gottesdienst für die Unbedachten findet am Sonntag, 12. November, um 17 Uhr in der St.-Petri-Kirche, Lange Straße 43, statt.
Wer sich in der „Begleitgruppe Bestattungen ohne Zugehörige“ engagieren will,
kann sich gern unter info@hosspizarbeit-braunschweig.de oder unter Telefon 0531-16477 melden.