Anderen Menschen helfen, brenzlige und unerwartete Situationen meistern und dabei einen kühlen Kopf bewahren – wer diese Herausforderung sucht, ist bei der Notfallseelsorge Braunschweig genau richtig. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begleiten und betreuen Betroffene von Unglücken, deren Angehörige oder Hinterbliebene. Bei ihren Einsätzen bleiben sie stets beratend im Hintergrund. Doch bevor sie erstmals als Notfallseelsorger im Einsatz sind, müssen sie eine neunmonatige Grundausbildung absolvieren. Dafür können sich Interessenten bis zum 10. Dezember anmelden (Telefon 0531-2345-2200).
Die Seminare und Praktika laufen in Kooperation mit der Evangelischen Erwachsenenbildung und der Feuerwehr Braunschweig. Ansprechpartner ist Pfarrer Olaf Engelbrecht. Voraussetzungen sind unter anderem eine abgeschlossene Berufsausbildung, Verschwiegenheit, Belastbarkeit, ein Wohnort in Braunschweig, Führerschein und körperliche Fitness. „Die Ehrenamtlichen absolvieren auch die Feuerwehr-Grundausbildung“, erläutert Christine Périard vom Ausbildungsteam. „Sie müssen beispielsweise ohne Probleme bis in den 7. Stock gehen können oder längere Strecken zu Fuß zurücklegen.“
Am Beginn der Ausbildung steht die Theorie. Und dabei kommen belastende Themen zur Sprache: das Überbringen einer Todesnachricht, Betreuung von Angehörigen nach einem Suizid, vergebliche Reanimation, Plötzlicher Kindstod, Gewalterfahrungen oder der Umgang mit Menschen nach einem Verkehrsunfall. „Wichtig ist dabei die eigene Biographie“, erläutert Sabine Zeitschel, die ebenfalls zum Ausbildungsteam gehört. Bei Praktika im Rettungsdienst und begleiteten Einsätzen der Notfallseelsorge lernen die Absolventen die Herausforderungen kennen, denen sie sich künftig stellen werden.
Denn die Ehrenamtlichen sind in der Regel allein unterwegs. Ein Dienstplan sorgt dafür, dass rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ein Notfallseelsorger kommt, wenn er von der Feuerwehr, der Polizei oder anderen Stellen angefordert wird. Für den Einzelnen können das drei bis vier Dienste im Monat sein. Pro Jahr werden die Notfallseelsorger allein in Braunschweig zu rund 280 bis 320 Einsätzen gerufen, schätzt Pfarrer Engelbrecht. „Wir sind da, wenn’s kritisch wird“, ergänzt Christine Périard. Auch nachts und am Wochenende.
Bei ihren Einsätzen müssen sie auch dann einen kühlen Kopf bewahren, wenn die Welt aus den Fugen gerät. Für Christine Périard ist es ein Ehrenamt mit „Spannungsfaktor“: „Ich muss mich immer wieder auf unbekannte Situationen einstellen, Struktur reinbringen und mit meiner Kompetenz reagieren.“ Gefragt sind bei der Notfallseelsorge übrigens nicht nur Ehrenamtliche, die die herausfordernden Einsätze meistern. Auch deren Ausbildung muss finanziert werden und dafür sind Spenden willkommen.