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09.04.2022 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Von Palmen und Rosen

Wort zum Sonntag 9. April 2022

Neulich fragt mich eine Konfirmandin: „Was soll das eigentlich mit den Palmzweigen, die die Menschen Jesus am Palmsonntag auf den Weg werfen? Ist das nicht Umweltzerstörung?“ Ja, das ist wohl richtig, das würden wir heute so wahrscheinlich nicht mehr machen. Was natürlich nicht ganz stimmt, wenn man nur mal an die Millionen Weihnachtsbäume jedes Jahr denkt: Was für eine Verschwendung. Und die Blumensträuße zum Muttertag, die Valentinstags-Rosen … überall Verschwendung und Umweltzerstörung aus lauter Liebe und Begeisterung, Dankbarkeit und Hoffnung! Da muss die Frage erlaubt sein, ob der Zweck immer die Mittel heiligt.

Bleiben wir zunächst beim Zweck, der eigentlichen Frage der Konfirmandin: Was sollen die Palmzweige am Palmsonntag?

So ein Empfang mit Palmen und roten Teppichen, mit Sekt und Blumen hat meistens eine doppelte Bedeutung. Einerseits die Freude über diesen Menschen und die Begegnung, die sich in der überschwänglichen Begrüßung ausdrückt: Halleluja! Schön, dass du da bist! Was für eine Freude dich zu sehen! Willkommen, es ist uns eine Ehre! Gelobt sei, der da kommt! Andererseits ist auch Erwartung und Hoffnung mit dem Zusammentreffen verbunden: Gut, dass du da bist, ich brauche dich! Endlich kommst du, wir warten schon so lange, dass jemand uns rettet. Welche Erleichterung, jetzt wird alles gut.

Vielleicht ist es gar nicht so sehr die Frage, ob die Palmen, Weihnachtsbäume und Rosensträuße übertriebene Verschwendung sind sondern vielmehr: Sind unsere Erwartungen ein wenig übertrieben? Kann ich nicht auch selber etwas zu dieser Beziehung oder zur Rettung der Welt beitragen, statt es von anderen oder diesem einen anderen zu erhoffen? Was erwarte ich von dem- oder derjenigen, die ich so begeistert begrüße, und was ist mein Anteil?

Ja, liebe Konfirmandin, was sollen die Palmen und Rosen und roten Teppiche, die wir einander und anderen ausbreiten? Eine gute Frage, die es sich immer wieder kritisch zu stellen und zu beantworten lohnt: War die Rose schon mein Beitrag oder ist sie Zeichen für das, was ich gebe?

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