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04.06.2022 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Etwas mehr Ekstase bitte!?

Nach Loriot gesagt: Ein Leben ohne Ekstase ist möglich, aber sinnlos.

Huch, geht es hier um Kirche? Ja! Denn Pfingsten erzählt sozusagen von der Zeugung der christlichen Gemeinde und dieses Geschehen war weder nüchtern noch langweilig.

Es gab himmlischen Wind und Feuerzungen. Menschen gerieten außer sich, so dass man sie für Betrunkene hielt. Und genau das bedeutet das griechische Wort Ex-Stase: außer sich, neben sich. Unkontrolliert und entgrenzt.

Dass eine Sehnsucht nach solchen Erfahrungen zum menschlichen Dasein gehört, ist offensichtlich. Das Spektrum der Erfüllungsmöglichkeiten reicht allerdings von schön bis schrecklich.

Und wieder denke ich an Martin Luthers Bild vom Menschen als Reittier. Für ihn gab es nur Entweder Oder. Ergriffenheit vom Heiligem Geist oder von bösen Geistern. Dieses neutestamentliche Weltbild vom Kampf der Geister um die Seelen ist mir in letzter Zeit wieder plausibler geworden. Denn es bleibt rätselhaft, dass Menschen oft wider jede Vernunft handeln, Kriege führen oder sich an Kindern vergreifen. Es ließe sich wohl psychologisch erklären. Doch die biblische Erklärung würde mehr bereithalten als nur eine Therapie. Da wäre Erlösung, Heilung und Befreiung von bösen Geistern.

Genauso wird Pfingsten, der Beginn der christlichen Kirche, beschrieben. Da kam eine Kraft aus der Höhe. Göttliches Dynamit. Der Tröster und Geist der Wahrheit. Und Menschen kehrten um und glaubten an das Evangelium Jesu Christi.

Und heute? Heute geht es in der institutionellen Kirche eher nüchtern und ja, leider oft auch langweilig zu. In regelmäßigen Abständen erscheinen Papiere zur Kirchenrettung und ebenso regelmäßig Sparmaßnahmen. Man entschuldige die Assoziation, aber es scheint, als sei der Patient Kirche – vielleicht auch der Patient Welt - nur noch durch ein göttliches Beatmungsgerät zu retten. Deshalb „komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünd in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe“.

Foto: freepik